Agilität ist die Fähigkeit, sich schnell und einfach zu bewegen. Die Agile-Bewegung entstand 2001, als 17 Personen das „agile Manifest“ aufstellten. Sie teilen eine Sympathie für den leichtgewichtigen Ansatz in der Softwareentwicklung. Nach ihren eigenen Worten sind sie ein wenig anarchisch eingestellt – organisatorische Regelwerke mögen sie nicht besonders. Zu oft stehen Regeln dem Erreichen tatsächlicher Ergebnisse im Wege. „Agile“ im unternehmerischen Kontext hat daher zwei Kernbedeutungen:
Kundenservice ist kein Standardprozess. Mit Agile wird empirisch gearbeitet. Learning by doing – in kurzen Zyklen mit konkreten Ergebnissen. Werfen Sie einen Blick auf das agile Manifest. Die linke Reihe enthält Werte, die zu empirischen Prozessen gehören. Konzentrieren Sie sich auf Arbeitsergebnisse, indem Sie sich auf Menschen und ihre Formen der Zusammenarbeit verlassen. Bauen Sie vertrauensvolle Beziehungen zu Ihren Kunden und Lieferanten auf, anstatt spezifische Verträge zu erstellen, die Sie im Würgegriff halten. Gehen Sie von einem Umfeld aus, in dem immer wieder Änderungen auftreten. Pläne zu erstellen ist sehr nützlich – die Dokumentation dessen, was Sie abgeliefert haben, ist das ebenfalls. Allerdings sollte alles, was auf der rechten Seite steht, der linken Seite dienen. Auf der rechten Seite sind die definierten Prozesse aufgelistet.
Definierte Prozesse sind ideal für Standardprodukte. Wenn wir Produkte herstellen würden, die immer gleich sind, wie bei einem Fließband, würde die rechte Seite perfekt funktionieren. Durch die Einrichtung von Standardprozessen sind Unternehmen in der Industriegesellschaft groß geworden. Im 21. Jahrhundert ist der größte Teil unserer Arbeit serviceorientiert. Menschen kaufen kein Hotel, sondern eine Übernachtung. Das kann bei Airbnb viel günstiger sein, da hier bestehende Wohnungen anstelle von Hotels genutzt werden. Das Gleiche gilt für Uber: Sie bieten kein Taxi, sondern eine Möglichkeit, von A nach B zu kommen.
Das agile Manifest zeigt auf, dass es nicht um diesen einen perfekt beschriebenen Ansatz geht. Wie gut ein Hotel oder Taxi auch sein mag, es muss den Kundenwünschen entsprechen. Dies gilt ebenso für Banken, Versicherungen und den Staat. Wenn Sie Kunden zuhören und Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung kontinuierlich daran anpassen können, sind Sie flexibel – eben „Agile“. Wenn Sie also Agile erlernen möchten, kommt es nicht auf die Zertifizierung, die Methode oder den einen Trick an. Um im 21. Jahrhundert erfolgreich zu sein, gibt es für Unternehmen leider kein Standardverfahren, das sie anwenden können…
Aus diesem Grund sprechen von einer „agilen Denkweise“. Bewegen können Sie nur dann etwas, wenn Sie agil sind, nicht indem Sie agile Methoden oder Frameworks einsetzen. Viele große Unternehmen sind bestrebt, agiler und flexibler zu werden – aber auf die Art und Weise, wie sie immer gearbeitet haben. Also:
Aber leider ist das wirklich das genaue Gegenteil davon, agil zu sein. Flexibel zu werden ist eine Form des Loslassens, sodass man aus dem Krampf der Kontrolle herauskommt. Wenn Unternehmen die Vorteile des agilen Arbeitens vollständig ausschöpfen wollen, müssen sie die linke Reihe studieren und anwenden. Die Vorteile der agilen Arbeitsweise werden durch viele Faktoren untermauert, darunter:
Zu lange haben Unternehmen den Menschen als Produktionsmittel betrachtet. Agile setzt dem ein Ende und sagt: „Moment mal: Der Mensch steht im Mittelpunkt des Unternehmens“. Unternehmen werden so fast dazu gezwungen, den Menschen und der Interaktion mehr Raum zu geben. Sprechen Sie einfach öfter miteinander, geben Sie Feedback und bauen Sie wertvolle Produkte für Kunden.
Woran liegt es nun wirklich, dass das bei uns so mühsam vorangeht? Warum weiß ich nicht, welchen Beitrag ich mit meiner Arbeit leiste? Kontinuierliches Lernen durch Handeln ist alles andere als einfach. Und doch ist es ansteckend, ja macht sogar beinahe süchtig, dem Kunden jeden Monat – oder in kürzeren Abständen – etwas von Wert zu liefern. Dank der agilen Arbeitsweise steht der Mensch wieder im Mittelpunkt. Diese zwingende soziale Komponente macht Agile revolutionär!
Abram Janse ist Trainer und Coach an der Gladwell Academy. Er unterstützt die Entwicklung sozialer Innovationskraft und hat sich auf Schulungen im Bereich „Interaktives Agile & Change Management“ spezialisiert. Dabei setzt er Serious Games, Spiele- und Online-Lernplattformen ein, um auf spielerische und unterhaltsame Weise Wissen und Fertigkeiten zu vermitteln.